Ryan's Apartement

Ryan verkrampfte sich, als sie den Neumond erwähnte. Dann atmete er tief durch.
"Was hast du geträumt?", seine Stimme klang angespannt, obwohl er sich Mühe gab, interessiert zu klingen.

Etwas verwirrt sah sie ihn an und drehte den Kopf zu ihm. "Von früher." Irgendwie war er nicht ganz bei der Sache. Sie streckte eine Hand nach ihm aus und drückte auf sein kinn, so dass er sie direkt ansah. "Was ist mit dir los? Du verhältst dich komisch Ryan. Willst du das ich gehe?"

Ryan nahm ihre Hand und drückte sie kurz. "Natürlich will ich nicht, dass du gehst. Ich bin nur...müde. Die letzten Tage waren schön, aber auch anstrengend."
Er log ohne mit der Wimper zu; er konnte ihr nicht erzählen was wirklich los war.
"Bist du denn wenigstens ausgeschlafen?"

Sanft lächelnd betrachtete sie sein Gesicht. "Um ehrlich zu sein, ganz ausgeschlafen bin ich noch nicht, aber es geht schon." Gähnend setzte sie sich auf und rieb sich über die Augen.

Ryan sah Lyra an und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
"Hast du Hunger? Ich bin kein großer Koch, aber eine Pizza bestellen kann ich...", sagte er grinsend, froh über die Ablenkung.

Beruhigt senkte sie ihren Blick und strich sich über den Bauch. "Pizze hört sich gut an! Und bisschen was würd ich auch vertragen. Mir kommts so vor, als hätte ich schon seit Monaten nichts mehr gegessen."

Ryan stand auf, ging zum Telefon und bestellte Pizza. Dann kam er wieder zu Lyra.
"Nur noch ein paar Stunden, dann bist du volljährig", sagte er lächelnd.

Während Ryan zum Telefon ging setzte sich Lyra auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
"Oh ja. Und was machen wir dann schönes, um meine volljährigkeit zu feier?" In ihrem Kopf
beschäftigte sie sich mit der Frage, wie sie Geld herbekommen sollte und dass sie sich irgendwann
in naher Zukunft eine Arbeit suchen musste. Seufzend rieb sie sic die Schulter und sah zu Ryan auf.

Ryan lächelte. "Ich habe ein Geschenk für dich, du bekommst es in genau fünf Stunden. Und dazu müssen wir in den Park."
Dann spürte er mit einem Mal einen schmerzhaften Stich in die Magengegend. Er verzog kaum merklich das Gesicht: Der Neumondabend rückte näher.

Neugierig zog sie den Vampir zu sich. "In fünf Stunden im Park? Und was genau erwartet mich da? Komm verrat mir doch bisschen was!" Die Begeisterung war Lyra förmlich ins Gesicht geschrieben.

"Würde ich dir etwas verraten, wäre es keine Überraschung mehr." Er nahm ihre Hand und zog sie hoch in seine Arme, trug sie ins Wohnzimmer und ließ sie wieder runter. Er machte seine Anlage an, nun lief leise im Hintergrund ein Lied namens "Let it go". Ryan ließ sich auf sein Sofa fallen. "Was meinst du wie lange braucht die Pizza noch?"

Leicht überrascht von Ryans Stärke entrutschte ihr ein kleiner Aufschrei. Als er sie ins Wohnzimmer trug, legte sie die Arme um seinen Hals und lies sich mit rasendem Herzen hinüber tragen. "Ich würds aber trotzdem gerne wissen. Ich bin sehr sehr neugierig!" Lyra beobachtete ihn, wie er durch den Raum ging und scih wieder zu sie setzte. "Hmm.. keine Ahnung, aber allzulange wirds denke ich nicht mehr dauern.. Um ehrlich zu sein habe ich schon sehr lange keine Pizza mehr gegessen." Etwas schüchtern senkte sie den Blick und lauschte der Musik. So genau wusste sie nicht, was sie nun tun sollte.

Ryan hob Lyra's Kinn an, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. "Sie wird sicher bald kommen." Er zog sie auf die Füße: "Kannst du tanzen?"

Lächend sah sie ihm kurz in die Augen, dann sah sie wieder etwas schüchtern weg. "Ich denke nicht, dass du mich tanzen sehen möchtest. Mir hat es niemand beigebracht, hab nur von Zeit zu Zeit ein paar Paaren zugesehen, aber das wars auch." Unbeholfen stand sie vor Ryan und betrachtete kritisch ihre Füße. "Ich trete dir sicher auf die Füße! Also, ich hab dich vorgewarnt." Lyra trat einen Schritt näher und biss sich total verunsichert auf die Lippe, was sie irgendwie andauernd tat, wenn sie nicht wusste, was sie machen sollte. Mit leichtem Herzrasen sah sie Ryan fragend an, schließlich führte der Mann beim Tanz.

"So schlimm wird es nicht sein, denn ich kann tanzen...",sagte er und lächelte. Ryan nahm Lyra's Hände und begann sie langsam nach hinten zu führen, wieder nach vorne, dann ließ er eine Hand los und drehte Lyra einmal in der Runde. "Siehst du, es ist doch gar nicht so schwer. Wenn du das richtig kannst, bist du auf einem Ball die Königin." Dann nahm er sie wieder an beiden Händen und begann einen richtigen Walzer zu tanzen, wobei er langsam tanzte, damit sie mitkam. Nach einer Weile blieb er stehen. Etwas machte ihm Sorgen. Er sah Lyra lange an. "Fühlst du dich wohl?"

"Also ich.. ich weiß nicht ob.." Lyra konnte nicht weitersprechen, denn Ryan fing an sie nach hinten und nach vorne zu führen, wobei sie alle Mühe hatte die Schrittfolge in den Kopf zu bekommen. Als sie gedreht wurde, sah sie leicht lächelnd wieder in sein Gesicht. "Wenn das so ist, willst du mir nicht Tanzstunden geben, mein werter Herr?" Sie fingen wieder an zu tanzen, einen Walzer, wobei er auf sie acht gab und etwas langsamer führte. Lyra genoss diesen Augnblick sehr. Nach einer Weile blieb Ryan stehen und sie sah erst Verwirrt in sein Gesicht, dann mit einem sanfteren Ausdruck. "Ob ich mich wohl fühle? Du machst es mir nicht gerade schwer mich wohl zu fühlen." Sanft strich sie über seine Wange und konnte es sich einfach nicht verkneifen ihm einen Kuss zu geben, nur flüchtig. "Warum fragst du?"

Ryan legte den Kopf auf die Seite: "Es ist mir nur wichtig, zu wissen, ob es dir so weit gut geht...." Immerhin bist du nicht jeden Tag bei einem Halbvampir. Da klingelte es an der Tür. Ryan öffnete und nahm die Pizza entgegen. "Essen ist da..." Er ging ein Messer holen und schnitt die Pizza. "Hunger?", fragte er Lyra.

Neugierig sah sie richtung Tür, als es klingelte. Es roch nach Pizza und Lyra lief das Wasse im Mund zusammen. Es war schon etwas länger her, dass sie etwas gegessen hatte. Ryan schnitt die Pizza, während sie vergeblich versuchte das Magenknurren zu unterdrücken. "Großen Hunger, ich könnte glaub ich ne Kuh verschlingen!" Kurz stutzte das Mädchen und sah Ryan an. "Du öhm.. Ryan? Wie lange lebst du eigentlich schon hier?"

"Seit zehn Jahren. Ich stamme ursprünglich aus England, bin lange gereist, aber letzten Endes bin ich hier gelandet", sagte Ryan. "Und du? Wie lange bist du schon in New York?", fragte er Lyra.

"Schon zehn Jahre? Wow.. Also naja, ich bin erst vor ein paar Wochen hier her gekommen. Vorher war ich in irgendwelchen kleineren Städtchen im Umkreis." Kurz dachte sie darüber nach, wo sie alles in den letzten jahren herumgestreunert war. "Wie ist England so?"

Wie ist England...Ryan musste überlegen, wie er es ausdrücken sollte. "England...ist anders. In England gibt es unendlich weite Gebirge und Landschaftszüge, die komplett unberührt sind. Es...es ist irgendwie freier, finde ich. Ich mag Amerika, ich liebe New York, aber ich persönlich finde, England ist ein Land in das man immer zurückkehren kann und das einem eher vertraut ist."
Er sah Lyra ernst an. Dann sah er auf die Uhr. "Die Zeit vergeht schnell. Draußen geht die Sonne auf und wir sollten uns langsam auf den Weg machen..." Jetzt lächelte er.

Lyra stellte sich eine Weite Wiese mit Hügeln und Berge im Hintergrund vor. Vor ihrem geistigen Auge stellte sie sich vor, wie es sein würde, wenn sie dort leben würde. "Vielleicht kommst du ja wieder mal dort hin?" Die junge Rothaarige nahm Ryans Hand und drückte sie etwas. "Dann los! Ich bin schon echt total gespannt, was du mir zeigen willst!"

Ryan holte seine Schlüssel. "Dann komm." Er nahm Lyra bei der Hand und ging die Treppen hinunter.
Dann standen sie auf der Straße. "Ich denke, es wird dir gefallen...", sagte er und lächelte.
Ryan ging mit Lyra in Richtung des Parks.

---> Central Park, Eine Lichtung

Aufgeregt wie ein kleines Mädchen sprang sie auf die Füße und ging hinter Ryan her, ihre Hand in seiner.
Als sie die Wohnung verlassen hatten, schlugen sie den Weg richtung Central Park ein. Was er wohl vorbereitet hat?..
"Ich bin wirklich echt aufgeregt! Mir hat schon lange keiner mehr irgendwas geschenkt."

--> Central Park

Ryan lag keuchend auf seinem Sofa und verzerrte vor Schmerzen sein Gesicht.
In einigen Stunden wäre es soweit, wenn er sich nicht rechtzeitig einschloss...weiter führte er denn Gedanken nicht, denn er wurde ohnmächtig.